Wahlfisch: Halloween

von Kristina Kerber
Schlagwörter: Lesezeit: 3 min
Süßes oder Saures? Oder vielleicht einfach nur bitter? Die Meinungen zu Halloween gehen oft auseinander. Wir sind hier, um der Debatte ein blutiges Ende zu bereiten.

Schaurig schöne Saufballaden

Kristina Kerber

Halloween ist der letzte Reiter der Apokalypse, der zwischen dir und Weihnachten steht. Die Lebkuchen schmelzen schon seit September in den Regalen vor sich hin – so betrachtet sind also Totenköpfe und Fake-Spinnweben (oder je nach Wohnsituation auch echte) die letzte Hoffnung, um nicht übermorgen schon ins gute alte neue Jahr geworfen zu werden wie ein unbemaltes Osterei.

Zwar bietet die Realität in letzter Zeit (sprich seit Verlassen der Kinderschuhe, die dazumal noch jemand anderer gebunden hat) eine ausgereifte Horrorschau, aber was hilft besser gegen den Schrecken des Alltags, als ihn zurück zu erschrecken und ihm damit bestenfalls einen doppelten Herzinfarkt mit Schlaganfall zu verpassen, damit er endlich Ruhe gibt? Rest in peace Leber und rest in pieces sexy Halloweenkostüm. Zwar droht am nächsten Tag eine Alkoholrechnung, die sogar die diesjährigen Stromkosten übersteigt, aber immerhin kann man sagen, sich in seinen jungen Jahren (oder zumindest inmitten der sich anbahnenden Quarter-Life-Crisis) ausgelebt zu haben.

Halloween ist außerdem ein Fest der Liebe. Nicht jeden Tag kann sexy Taylor Swift mit sexy Kayne West Frieden schließen. Auch wenn’s auf der Couch eines Bekannten von einer Bekannten dritten Grades oder in einem durch den spukend-schaurigen Schleier nicht mehr so ganz erkennbaren Hinterzimmer ist. In besagtem Hinterzimmer ist dann auch gleich der Halloween Gruselfaktor „Adrenalinkick“ und „Lebensangst“ erfüllt. Die wahrlich grusligen Existenzängste kicken dann spätestens am Folgetag ein.

Darüber hinaus ist Halloween die perfekte Ausrede, seinem Idol nachzueifern – sei es sexy Elvis, sexy Power Puff Girl oder sexy Hälfte eines Erdbeermarmelade-Sandwiches. Sei du selbst, heißt es immer. Aber was, wenn wer man ist, scheiße ist? Halloween ist (je nach Lifestyle-Präferenzen) der einzige Tag, an dem öffentliches Roleplaying nicht nur akzeptiert, sondern auch zelebriert wird. Psychische, physische und materielle Alkoholkosten? Das Problem vom Ich der Zukunft – heute bin ich sexy Bob Ross.

Halloween is coming

Simon Riegler

Es ist wieder soweit! Alle Jahre wieder… klingeln süßigkeitensüchtige Kinder an meiner Tür. Es ist Halloween. Einer der schlimmeren Trends, die wir aus den USA übernommen haben. Wobei die USA den Brauch an sich eigentlich aus Irland importiert haben.

Entgegen dem Grundgedanken des Gruselns verkleiden sich die meisten Kinder als Elsa aus Frozen. Haben wir für solch ungruselige Verkleidungen nicht schon Fasching? Egal. Die Spielwarenladen freut’s, mit Kindern macht man am Ende immer noch das beste Geschäft. Mit den Eltern im Schlepptau wandern die Süßigkeitensuchenden dann in der Nachbarschaft von Tür zu Tür und erbetteln sich von den Menschen zuckerhaltige Naschwaren.

Währenddessen treffen sich die Erwachsenen (unter dem Vorwand von Halloween) verkleidet in WGs, um ihrem Alkoholkonsum einen weiteren „guten“ Grund vorzuschieben. Getrunken wird hier ja eh nur an Feiertagen. Dekoriert ist die Wohnung mit Kürbissen, Spinnen (meist unecht) und Zauberhüten. Den Dekoladen um die Ecke freut’s. Über Pumpkin-Spice-Latte möchte ich mich an dieser Stelle nicht echauffieren, den nimmt schon das gesamte Internet auseinander.

Zudem sind seit Wochen die Regale der Supermarktketten des Landes mit Kürbissen und allerlei „Halloween-Spezial-Süßigkeiten“ befüllt, nur um dann pünktlich am 1. November vollends von den im hinteren Teil des Regals auf der Lauer liegenden Lebkuchen und Adventskalendern verdrängt zu werden. Weihnachten is coming.

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