Machen statt Matchen

von Rosa Schmitz
Lesezeit: 4 min
Nase voll davon, Dating-Apps nutzen zu müssen, um Freunde zu finden? Alexander Ebner hat die Lösung. “JOIN.” ist eine Plattform für einfaches, zwangloses Kennenlernen – wo der Kreativität bei der Erstellung von Aktivitäten keine Grenze gesetzt ist.

Online-Dating-Apps haben in Innsbruck heutzutage gefühlt alle. Sie gelten als eine der besten Quellen, um Menschen kennenzulernen. Nicht nur bei der Suche nach romantischen Partnern. Tinder und Co. sind für einige Studenten auch die erste Anlaufstelle, um neue platonische Freundschaften zu schließen. Allerdings gelingt dies oft nicht so gut – oder mit lästigen Hürden. Zum Beispiel, immer seine Absichten erklären zu müssen, weil andere für Sex, Dates oder Beziehungen da sind.

Alexander Ebner hat die Lösung: “Einfaches, zwangloses Kennenlernen, wobei die Aktivität und das gemeinsame Erlebnis im Mittelpunkt stehen”. Sein Projekt „JOIN. Deine Freizeit-App“ kommt diesem Ziel nach. “Nach einer schwierigen Trennung und über 200 Matches auf der Dating-App des Marktführers ist mir klar geworden, dass eine gewisse Zielgruppe nicht bedient wird”, erklärt der WiWi-Student. “Die, die einfach nach neuen Freunden suchen.” Daraus leitete er eine Plattform ab, welche Unternehmenslustigen in Innsbruck gerecht wird. Sie hat bereits über 700 Anmeldungen, sowie langfristige Werbepartnerschaften mit der Axamer Lizum und der Nordkettenbahn IBK. 

Mit “JOIN.” soll aus Matchen Machen werden. 

Einsamer als je zuvor

Ebners Timing könnte nicht besser sein. Glaubt man den Studien, ist die österreichische Bevölkerung einsamer als je zuvor. Da Freundschaften nicht nur ein wichtiger Indikator für die geistige und körperliche Gesundheit, sondern auch für das Leben im Allgemeinen sind, könnte man also denken, dass der Markt bereits eine Lösung für dieses Problem gefunden hätte. Doch so ist es nicht. Der unglaublich gesättigte Bereich der Dating-Apps bietet ein Produkt für jede mögliche Bevölkerungsgruppe und jeden “Gimmick”. Aber eine Freundschafts-App, die auch nur annähernd so beliebt ist wie Tinder und Co,… die gibt es nicht. 

Warum? “Das konnte ich auch nicht verstehen”, sagt Ebner. Die Entwicklung von “JOIN.” schien ihm eine einfache Schlussfolgerung. Auch wenn der Prozess nicht einfach war. “Sondern ein mega Aufwand”, gibt er zu. “Man denkt sich da nix, wenn man als User eine App durchklickt. Aber dahinter steckt viel Arbeit.”

Nun läuft “JOIN.” seit knapp drei Monaten. Der Kreativität ist bei der Erstellung von Aktivitäten keine Grenze gesetzt. Unternehmungen können von Sport betreiben über Party machen bis hin zu touristische Sehenswürdigkeiten besuchen bunt variieren. Genauso das Level: “Easy”, “Mittel”, “Vollgas” und “Egal”. Anders als bei Dating-Apps ist die Teilnehmeranzahl dabei auch nicht auf Eins-zu-eins-Beziehungen ausgelegt, sondern kann aktivitätenbezogen gewählt werden (zwischen 1 und 100). Durch die Filterfunktion können User genau das finden, wonach sie suchen. Dabei kann nach Kategorien sowie nach Entfernung und Datum gefiltert werden. Aber auch umgekehrt, wenn sich User inspirieren lassen wollen und eigentlich keine genaue Vorstellung von ihrer Tagesgestaltung haben, können nur Radius und Datum gewählt werden und es erscheinen Aktivitäten aller Art. Somit kann man Aktivitäten von anderen “joinen”, oder eben selbst kreativ werden. Die App wird zu Beginn auf Deutsch und Englisch programmiert und ist somit ein attraktives Tool für Einheimische, Touristen und speziell für Alleinreisende. 

User-Freundlichkeit an erster Stelle

“Ich schließe natürlich nicht aus, dass in einem entspanntem Rahmen wie bei ‘JOIN.’ nicht irgendwann mehr aus einer Freundschaft werden kann”, sagt Ebner. Durch die Erstellung eines Profils bekommen Interessierte jedenfalls einen besseren Eindruck darüber, wer die Aktivität “hostet” und der Host kann sich bei der Entscheidung, ob er den Interessierten annimmt, ein besseres Bild machen. Auch vergangene Aktivitäten und die dazugehörige Bewertung der Teilnehmer werden im Profil angezeigt, um Vertrauen zu schaffen. Besonders wichtig ist Ebner die User-Freundlichkeit der Freizeit-App.

Dies bestätigt auch ein Selbsttest: Profil in weniger als fünf Minuten erstellt. Aktivität in weiteren fünf. Ein Brettspielabend für maximal fünf Personen. Erste Anfragen innerhalb von 24 Stunden. Woraufhin automatisch ein Chatraum für die genehmigten Personen erstellt wurde. Datum und Standort problemlos vereinbart. Easy. Meine einzige Kritik: Innsbruck muss noch lernen, wie Machen geht. Nicht nur Matchen. Von den vier Leuten, die „joinen“ wollten, kam nur einer der Verabredung nach. Aber daran können wir arbeiten… Oder?

“Ich glaube schon”, sagt Ebner. “Das bisherige Feedback und erste Treffen von Usern zeigen mir, dass die App funktioniert und eine Lücke zu füllen scheint.” Er ist zuversichtlich, dass der Erfolg der Apps weiter wachsen wird, und ist bereit, sie in anderen Städten zu vermarkten, wenn in Innsbruck alles gut läuft.

Nur Profit macht Ebner noch keinen. “Das irgendwann zu ermöglichen, wäre großartig. Goldesel habe ich keinen zu Hause”, sagt der WiWi-Student. Die Hoffnung ist, irgendwann durch bezahlte Partnerschaften mit Veranstaltern Geld einzunehmen. “Jetzt ist die Task erstmal Werbung machen. Mitglieder zusammentrommeln. Alle, die ich kenne – und alle die ich nicht kenne – auf die App anzusprechen. Und zu schauen, wie sich das Ganze entwickelt.” Wichtig sei, dass “JOIN.” jetzt mal steht.

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