Hallo Gott, bist du da? Ich bin’s, ein Student.

von Julia Hohengasser
Lesezeit: 3 min
Ich glaube, daher studiere ich – oder? UNIpress stellt sich der Frage, ob es möglich ist, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Glauben im Studium herzustellen.

Neuesten Studien zu Folge glaubt nur etwa ein Drittel der Studierenden an Gott. Die Mehrheit bezeichnet sich selbst als agnostisch oder atheistisch. Viele haben der Religion komplett den Rücken gekehrt und sind aus der Kirche ausgetreten. Einige von uns Studierenden sind sogar völlig ohne Religion aufgewachsen. Doch ist man deshalb gleich gottlos oder herrscht nur eine neue Art von Glauben vor? Wo fängt Glaube an? Wo hört er auf?

Glaube und Wissenschaft – ein Widerspruch in sich? 

Die Diskussion darüber, ob Naturwissenschaft und Religion nebeneinander bestehen können, gibt es schon solange, wie es Menschen gibt. Ebenso die Suche nach Wissen und Erkenntnis. Denn Nichtwissen, Nichtverstehen macht Angst.

Besonders während der Industrialisierung wurde die Menschheit vom Sturmwind des Fortschritts erfasst. Die Menschen forschten, entwickelten sich selbst und die Technik weiter. Gott hat dabei scheinbar nicht geholfen. Wir Menschen haben unsere Zukunft selbst in die Hand genommen. Doch in den dunkelsten Stunden, die die Menschheit erlebte, seien es nun Kriege oder Hungersnöte, hat der Glaube an eine höhere Macht eine zentrale Rolle gespielt.

Im Laufe der Zeit hat sich die Art der Gläubigkeit immer weiter verändert und sich teilweise rapide von dem abgewandt, was man in früheren Zeiten darunter verstanden hat. Die großen Glaubensgemeinschaften halten dabei immer noch ihre scheinbar altbewährten Heilsangebote bereit. Ebenso basteln sich viele Menschen mittlerweile ihre eigenen Glaubensvorstellungen zurecht. Ob diese noch viel mit den alten Ritualen zu tun haben, sei dahingestellt. 

Eine Frage des Glaubens

Auf den ersten Blick sind Wissenschaft und Religion etwas vollkommen anderes. In den meisten Fällen glauben unsere Mitmenschen entweder an die Errungenschaften der modernen Wissenschaft oder an eine höhere Macht. Dabei ist es meist einerlei, wovon man nun überzeugt ist. Denn egal, wen man von diesen zwei Parteien befragt, am Ende kann man selbst fast nur falsch antworten. 

Spricht man mit Studienkollegen, welche ausschließlich an die Wissenschaft glauben, wird man schnell schief angeschaut. Nicht etwa, weil man auf die  nächste Kneipentour verzichtet. Sondern weil man so frei war und laut die Frage in den Raum stellt, ob Wissenschaft und Glaube nicht Hand in Hand gehen können. Ein paar Tage das gleiche in grün. Durch Zufall erfährt man, dass eine Mitstudentin jeden Sonntag in die Kirche geht. Als neugierig nachfragt wird, wie sich ihr naturwissenschaftliches Studium mit Religion in Verbindung bringen lasse, erntet man lediglich einen kritischen Blick. Das seien doch zwei paar Schuhe. Doch treten sich Wissenschaft und Glaube wirklich auf die Füße?

Zwischen Kirche und Campus 

Der Großteil der Studierenden glaubt an die Wissenschaft. An die moderne Medizin. Dass jeder Mensch gleich ist. Gläubige Studierende lassen sich finden, aber meist nicht mehr in dem Sinn, in welchem man früher Religiosität verstanden hat. An das Paradies und die Hölle glauben? Für die Mehrheit unvorstellbar. Daran glauben, dass es etwas Höheres gibt, als das, was wir sehen und wahrnehmen? Vorstellbar. Doch im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten werden Aussagen der Glaubensgemeinschaften nicht einfach so hingenommen. Zu allem Ja und Amen zu sagen, ist aus der Mode gekommen. Stattdessen findet immer mehr eine kritische Auseinandersetzung mit Gott statt.

Glaube gibt es genauso lange, wie es die Menschheit gibt. Möglicherweise besteht er darin, das Licht in der Dunkelheit zu suchen. Religion kann uns Wege weisen und uns in schwierigen Situationen Kraft geben. Gehen muss jeder seinen Weg aber selbst. Denn der Lehrmeister ist immer noch das Leben selbst. Wenn man sich für die Wissenschaft einsetzt, an einer Universität studiert oder in einem Labor forscht – das Ende der Religion, des Glaubens, muss damit nicht besiegelt sein. 

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