Die Universität Innsbruck als Hort der Vernunft?

von Nina Brillinger
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Die Universität Innsbruck besteht seit dem Jahr 1669 – höchste Zeit, Revue passieren zu lassen und sich zu fragen: Welche Rolle spielt die Uni für die Stadt? In welchem Bezug steht die Universität zu rationalem Denken und Vernunft?

Die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck gilt als die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung Westösterreichs. Doch in die von Kaiser Leopold I. gegründete Universität pilgern jedes Semester nicht nur Tiroler und Vorarlberger: Im Wintersemester 2020/21 waren 45% der rund 28.000 Studierenden ausländische Studierende.

Bekannte Alumni

Zusätzlich dazu erklommen viele berühmte Persönlichkeiten die Spitze der Karriereleiter nach einem Studium oder einer Anstellung an der Universität Innsbruck und haben teilweise bahnbrechende Erkenntnisse in Wissenschaft, Forschung und anderen Bereichen geliefert. Unter diesen Persönlichkeiten findet man zum Beispiel die vier Nobelpreisträger Fritz Pregel († 1930), Adolf Windau († 1959), Hans Fischer († 1945) und Victor Franz Hess († 1964), sowie den derzeitigen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, den Journalisten Armin Wolf und die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann († 1973). Das ist nur ein kleiner Auszug aus einer langen Liste, die laufend verlängert wird.

Hort der Vernunft

Wie aber haben es diese und andere erfolgreiche Alumni so weit geschafft? Die Universität Innsbruck kann meiner Meinung nach nicht nur als Ort der Wissensvermittlung gesehen werden, sondern auch als ein Ort, der einem kritisches und rationales Denken sowie Vernunft lehrt. Doch was ist Vernunft eigentlich? Die Bibel der deutschen Sprache, der Duden, definiert Vernunft als „geistiges Vermögen des Menschen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten“. Genau das soll einem die Universität vermitteln und genau das ist auch die Grundlage jeder Wissenschaft. Denn was bringt einem eine Wissenschaft, in der man keine Einsichten gewinnt, die keine Zusammenhänge herstellt, sondern nur stur in ihrem Fachgebiet verweilt und nicht nach links und rechts schaut? Was bringt einem eine Wissenschaft, in der man sich kein Urteil bildet? Vernunft ist somit der gemeinsame Nenner, über den alle Alumni der Universität Innsbruck nach ihrem Studium verfügen sollen. An keinem anderen Ort lernt man, seine Gedankengänge derart zu vernetzen und interdisziplinär zu denken wie an der Universität. Die Universität Innsbruck kann somit als Hort der Vernunft angesehen werden, der immer wieder aufgesucht werden sollte, wenn man nicht weiter weiß

Historisch bedeutsam

Doch die Universität Innsbruck ist nicht nur ein Hort der Vernunft, sondern spielt auch historisch eine große Rolle. So arbeitete die Universität Innsbruck anlässlich ihres 350-jährigen Jubiläums ihre Vergangenheit auf und stellte sich unter anderem den Geschehnissen während der NS-Zeit. In dieser Zeit wurden einige Mitglieder der Universität Innsbruck entlassen und vertrieben und einigen Studierenden das weitere Studium untersagt. Es handelt sich um eine Zeit, in der das Regime über die Vernunft gesiegt hat – eine Zeit, an die man zwar zurückdenken, aber in die man gewiss nie zurückkehren sollte.

Natürlich darf die architektonische Bedeutung, die die Universität für die Stadt hat, nicht vergessen werden. Die Gebäude der Universität sind über die ganze Stadt verstreut und zeichnen sich durch ihre Vielfältigkeit aus. Sie sind nicht nur für die Studierenden essenziell, sondern auch für Touristen interessant zu betrachten und werten das Stadtbild im Allgemeinen auf. Während das Hauptgebäude am Innrain samt der anschließenden Bibliothek und die theologische Fakultät durch ihre alte Bauart glänzen, überzeugt das Centrum für Chemie und Biomedizin mit Modernität. Hinzu kommt ein neuer Bau am Innrain, der im Herbst 2022 fertiggestellt werden soll. Es wird also stetig gebaut, um der Vernunft mehr Raum zu lassen und den Studierenden in der Zukunft einen noch größeren Ort der Bildung bieten zu können.

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