Anichstraße und Blasius-Hueber-Straße im Porträt

von Tobias Jakober
Lesezeit: 3 min
Von den allermeisten Innsbruckern wohl regelmäßig befahren, begangen und dennoch kaum beachtet: Die Anich- und die Blasius-Hueber-Straße. Wir beleuchten die Straßen, ihre Namensgeber – und wieso sie mehr als nur geografische Nähe eint.

Auf Herz und Nieren geprüft 

Zu größten Teilen schnurgerade verläuft die Anichstraße über gut sechshundert Meter von der Maria-Theresien-Straße bis zur Innsbrucker Klinik. Mit ihren fünf Kreuzungen und den einundvierzig Hausnummern, Heimat einer Vielzahl von Läden, Restaurants und Cafés, bildet die Anichstraße, wenn schon nicht das Herz, so doch gleichsam die Lungenvene von Innsbrucks engerem Stadtgebiet. 

Ungleich bescheidener gibt sich die daran anschließende Blasius-Hueber-Straße. Aber trotz ihrer tatsächlich sehr überschaubaren Länge und geringen gewerblichen Bedeutung, dient sie, ähnlich einem Kniegelenk, als Bindeglied zwischen den durch den Inn getrennten Teilen der Stadt. 

Von alten Herren und verstaubten Karten 

Der Grund, weshalb in diesem Porträt gleich zwei Straßen vorgestellt werden, liegt in der direkten Verbindung, die ihre Namensgeber bereits zu Lebzeiten eint. Peter Anich und Blasius Hueber stammten beide aus bäuerlichen Verhältnissen aus Oberperfuss, nicht weit von Innsbruck. Beide sind bekannt als sogenannte Tiroler Bauernkartographen. Diesen Titel erlangten sie durch die Pionierrolle, die sie in der Landesvermessung der Grafschaft Tirol und der Erstellung des Atlas Tyrolensis im 18. Jahrhundert gespielt hatten.  

Peter Anich, gelernter Drechsler, eignete sich die grundlegenden Kenntnisse der Mathematik und der Physik selbst an, bevor er bei einem Lehrer an der Universität Innsbruck tiefere mathematische und astronomische Inhalte erlernte.  

Ab 1760 war Anich dann von staatlicher Seite damit beauftragt, zunächst eine Karte von Nord- und später auch von Südtirol zu erstellen. Über mehrere Jahre führte Anich mit seinen Gehilfen, zu denen ab 1765 auch eben jener Blasius Hueber zählte, Messungen im gesamten Land Tirol durch. Bereits 1766 verstarb Peter Anich an den Folgen einer Krankheit, die er sich während der Vermessungen in Südtirol zugezogen hatte. Die noch unvollendete Karte wäre wohl als loses Stückwerk in Vergessenheit geraten, wäre Blasius Hueber nicht gewesen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich dieser alle nötigen Fähigkeiten für die Fertigstellung der Karte verschafft und konnte so das Vermächtnis Anichs fortführen. 1774 schließlich wurde der Atlas Tyrolensis veröffentlicht und stellte damit eine der herausragendsten kartographischen Leistungen des 18. Jahrhunderts dar. In seiner ungekannten Präzision und dem bis dahin größten abgedeckten Gebiet einer geodätischen Karte suchte dieses Werk auf der ganzen Welt seinesgleichen. 

© Felix Dallago

Die Unikreuzung von der Blasius-Hueber-Straße

Wo ist die Anton-Kirchebner-Brücke? 

Die Geschichte der Bauernkartographen aus Oberperfuss fand mit Blasius Hueber jedoch noch keineswegs ihr Ende. Anton Kirchebner, ein Neffe von Hueber, stand diesem schon früh als Gehilfe zur Seite, ebenso wie vor ihm Hueber Peter Anich unterstützt hatte.
Nachdem Hueber der Auftrag einer Kartierung Vorarlbergs zugefallen war, half Kirchebner auch dort mit und führte die Arbeiten später sogar vollständig alleine durch. 

Verfolgt man nun die Sequenz der Anichstraße und der Blasius-Hueber-Straße weiter, so bliebe einem als einzig logischer Schluss, dass darauf die Anton-Kirchebner-Brücke über den Inn folgen müsste. Warum sie dennoch den trivialen Namen einer ‚Universitätsbrücke‘ erhalten hat, können auch wir uns beim besten Willen nicht erklären. Aber wer weiß – vielleicht stößt doch bald jemand vom Innsbrucker Stadtmagistrat auf diesen bescheidenen Steckbrief und schafft es, das Trio der Tiroler Bauernkartographen aufs Neue zu vereinen. 

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